Gin ist seit ein paar Jahren die schnellst wachsende Spirituose. Jedes Land hat seinen eigenen Fahrplan, heisst einen Startpunkt ab dem im Land eine kleine bis grosse Gin-Welle entstand. Meist stehen lokale Gin-Marken am Anfang, die den Weg für viele nachkommende ebnen. So geschehen in Deutschland um 2010 mit The Duke und Monkey 47. In der Schweiz waren Breil Pur und Gin 27 2015 ein bisschen später. In Österreich startete 2004 Reisetbauer zwar mit dem Blue-Gin, aber die Welle kam erst anfangs 2016 mit vielen spannenden Marken wie Stin Gin oder Aeijst an.
Hier ein Auszug aus meinem persönlichen Beitrag auf LinkedIn:
Warum wurde Gin eigentlich so populär? Schliesslich gibt es ihn seit mehreren hundert Jahren.
In der europäischen Alkoholverordnung von 2008 (ab Punkt 20 geht es um Gin) wird Gin wie folgt beschrieben:
- Wacholder, plus mindestens ein weiteres natürliches Botanical (Zutat). Hauptsächlich ist Wacholder beizufügen.
- Basis-Alkohol zum Destillieren muss mindestens 96% aufweisen und natürlichen Ursprungs sein.
- Zum Schluss muss der Gin mindestens 37,5% Alkoholgehalt aufweisen
Die wenigen Vorgaben lassen den Gin-Hersteller grossen Spielraum für Kreatives. Die ersten, die Gestaltungsspielraum weg von Wacholderaromen im grossen Stil ausprobierten waren sie bei William Grant and Sons. Sie starteten mit Hendrick’s Gin 1999, seither gehört für viele Gin Einsteiger die Gurke immer in einen Gin Tonic. Nach der Destillation der 11 klassischen Gin-Botanicals wird der Gin mit Rosenblüten und Gurken Destillaten infusioniert. Das bedeutet für den Geschmack, dass diese in der Nase und im Gaumen dominieren. Von der Herstellungsweise ist dies ein Dry Gin, denn nach der Destillation wurde der Gin mit Single Destillaten weiterverarbeitet. In Deutschland wird der Begriff des New Western Dry Gins öfters wie in der Schweiz oder Österreich genutzt.
Und Hendrick’s?
Hendrick’s ist genau genommen, der erste New Western Dry Gin dieser Welt. Dieses Geschmacksprofil öffnete eine neue Zielgruppe für die Gin-Kategorie. Nämlich jene, die das Herbe des Wacholder-dominierten nicht mögen, wurden plötzlich mit einem weichen und süffigem Produkt erreicht. Wenn man den Erfolg von Hendrick’s in unseren Ländern verfolgt, dann versteht man auch wie der Gin sich nach und nach erfolgreich in der Breite etablierte. Heute gibt es international weit über 10’000 Produkte und es werden jedes Jahr noch mehr.
Gin ist Wacholder…
Trotz des immer breiter werdenden Gin-Geschmacks gibt es auch unter den neuen Herstellern, jene die noch immer auf den klassischen Wacholder setzen. So wie Ben Peel, ehemaliger Destiller und Global Brand Ambassor von Sipsmith, der London verliess, um seinen eigenen Gin herzustellen. In einer Garage in Leeds entwickelte er es Stück für Stück, erst baute er die Destille und experimentierte am Geschmack seines Gins. Herausgekommen ist ein Gin mit einem klassischen Einschlag, der es sofort auf die Watchlists internationaler Experten schaffte. Dass sein Produkt gut ankommt, zeigen erste Auszeichnungen. Noch ist das Produkt nur in UK erhältlich, schon bald wird es aber in Deutschland zu kaufen sein.