Dass eine Gin-Marke sich ein neues Kleid zulegt, ist nicht ungewöhnlich. Dass aber ein etablierter Brand eine design-geschützte Flasche kreiiert, ist alles andere als gewöhnlich. Im heutigen Sonder-Newsletter freut es mich Euch die Nachricht als Primeur erzählen zu dürfen.
Florian und Gian Grundböck sind die Brüder hinter der Marke «Deux Frères». Seit sieben Jahren ist ihr Gin auf dem Markt. Und beim Interview für «GIN – Das Buch» erzählte Florian:
„Du musst Dir das so vorstellen: Wir haben das Produkt entwickelt, eine Flasche gefunden und das Design gemacht. Anschliessend sind wir in die drei angesagtesten Bars von Zürich gegangen. Der Gin hat die Bartender bei der Verkostung geschmacklich vollends überzeugt, und das I-Tüpfelchen war sicherlich der Farbwechsel, denn so etwas gab es damals noch nicht. Wir sind aus jeder Bar gegangen und hatten erste Bestellungen. So waren wir vom einen auf den anderen Tag in den Top-Bars von Zürich gelistet. Wir fühlten uns grossartig.“
Florian Grundböck
Florian und Gian Grundböck während eines Besuches bei Ihnen im Office
Der Pandemie getroxt
Inzwischen sind zwei Jahre vergangen. Die Pandemie hat so einiges auf den Kopf gestellt. Beide haben ein Perfektionisten-Gen haben beide und streben immer weiter. Mit kritischem Blick haben sie immer wieder ihre aktuelle Flasche begutachtet und mit der Zeit erschien ihnen der Aluminium-Verschluss nicht mehr als perfekte Lösung. Ein zweiter Punkt ist, dass sie immer wieder kopiert wurden. Das ist zwar eine schöne Auszeichnung ihrer Arbeit, aber einfach nicht optimal. So haben sie sich auf neue Wege begeben und eine Flasche nach ihren Vorstellungen entwickeln lassen. Ihnen war dabei wichtig, dass Markenkern und Kommunikationsart erhalten bleiben und sie dennoch den nächsten Schritt gehen konnten, nämlich international werden. Dafür haben sie in den weltgrössten Spirituosenmarkt – China – investiert. Schon bald werden die ersten neuen braunen Flaschen im Land des Lächelns in die Homebars gestellt. Aber kommen wir zurück in die aktuelle Zeit…
Ganz im Sinne der Gründer – austrinken, weiterverwenden☝🏻
Die heisst neues Design. Wie seid Ihr auf die neue Form gekommen?
Wir haben in unserem Alltag Ausschau nach Formen gehalten, die uns beiden gut gefallen. Stück für Stück oder Foto für Foto haben wir uns abgestimmt. Zum Schluss gab es für die Agentur ein kleines Moodboard, in dem wir Formen und Elemente aufgenommen hatten. Wir haben der Agentur auch das Ziel gesetzt, dass wir auf Instagram nach dem Bottle-Kill (heisst Flasche leer) viele Bilder mit Blumen in der Flasche bekommen. Sie sollte also auch so stylisch sein, dass man sie als Vase verwenden möchte.
Gian Grundböck
Moodboard für die Agentur
Während einer Zeit, in der die Rohstoffe eher knapp sind, ein neues Design zu entwickeln, war nicht nur einfach. Glas ist weltweit ein knappes Gut, davon können all jene erzählen, die ihr Produkt in Glasflaschen abfüllen. Doppelt so lange Wartezeiten sind hier normal. Und der Glashersteller stellt erst ab einer Abnahme von 50.000 Flaschen überhaupt ein eigenes Design her.
Wenn ich Eure neue Flasche so betrachte – ist Design alles für Euch?
Florian: Ja. Wir haben das Design klar in den Vordergrund gestellt, erst im zweiten Schritt stand die Funktionalität im Fokus. Hätten wir uns nach Funktionalität entschieden, gäbe es unseren Gin in einer runden Standardflasche mit Drehverschluss. Dass uns diese Vorgehensweise vor neue Aufgaben stellen würde, war uns bewusst. Die neue Flasche hat einen kurzen Flaschenhals, was uns die Suche nach der perfekten Schrumpfkapsel erschwerte. Natürlich haben wir die perfekte gefunden und wir kennen uns in diesem Markt jetzt bestens aus.
Die Arbeit der Agentur am Design dauerte einige Monate, und der erste Entwurf kam in Form eines 3-D Drucks ins Büro der beiden Brüder.
3 D Druck der Flasche
Eigenes Flaschen-Design – auf zu neuen Märkten
Mit dem neuen Design ihrer Flasche setzen «Deux Frères» einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung internationaler Brand-Etablierung. Die Torbogen-Elemente stammen aus dem Mittelalter und stehen in der Bedeutung für zwei wichtige Themen: den Ursprung der Grundböcks in Zürich und als Türöffner zur Pforte zum Geschmack des blauen Gins. Zweimal das Gleiche ist nicht dasselbe – und darum heisst es auch auf der Etikette so schön – Bis idem non est idem.
Siehste die Torbögen?
Bei der gesamten Design-Veränderung sollte ein wichtiges Detail nicht vergessen werden. Der Gin! Dieser bleibt nämlich in Qualität und Geschmack unverändert.
Und im Onlineshop der beiden können ab sofort die Flaschen im neuen Design bezogen werden.
Was gibt es zu Gian und Florian noch zu sagen?
Sie sind in der Nähe von Zürich gemeinsam mit drei weiteren Geschwistern auf einem stillgelegten Bauernhof aufgewachsen. Dort hatten die beiden Entdecker und Tüftler viel Platz zum Ausleben ihrer Ideen. So begannen sie zu Hause ihr gemeinsames Business. Florian Grundböck, gelernter Chemielaborant, studierte nach der Ausbildung Lebensmittel- und Getränketechnologie. Dabei entdeckte er, dass ihm Destillieren sehr liegt. Schon das erste Gin-Rezept wäre trinkbar gewesen, nur war es ein bisschen zitruslastig. Die Brüder tüftelten weiter und zogen in Tirol, der Heimat des Vaters, einen Experten zu Rate. Mit dem Master-Distiller wurde die finale und vollkommene Rezeptur entwickelt. Sie gehörten 2015 zu jenen, die den heimischen Gin in der Schweiz aus dem Dornröschen-Schlaf erweckten. Neben der klassischen Kolonnendestillation arbeiten die beiden auch vermehrt mit der für die Branche unüblichen Vakuumdestillation. Dies ermöglicht ihnen einen sehr schonenden Destillier-Prozess, was sich in der Qualität und der Aroma-Vielfalt ihrer Gins zeigt. Heute gehört neben dem Gin auch die Wermut-Marke VRMTH zu ihrem Portfolio. Zudem entwickeln sie jährlich exklusiv einen Distillers-Cut für eine ausgewählte Kundschaft. Und im «GIN – Das Buch» findest Du ein Portrait der beiden!